Bushido: “Ich will kein Gangster sein”

Bushido, Rapper

Berlin. Nachbarschaftsstreit vor dem Landgericht Moabit: Am Mittwoch lernten die Zuhörer, dass die Freundschaft zwischen Bushido und Abou-Chaker wegen eines Zauns endete, der zwischen ihren Häusern in Kleinmachnow gebaut werden sollte. Im Sommer 2017 habe Bushido mit seiner Frau das Grundstück abtrennen wollen, Abou-Chaker war dagegen. Es ging um eine geplante Grillstelle, den Hund, der frei herumlaufen sollte, und Sichtschutz, weil seine Frau im Bikini am Pool sitzen wollte. Daran entzündete sich ein lauter Streit, bei dem Bushido zu seiner Frau hielt. Als der Clanchef zu Bushido sagte, er habe sich verändert, entgegnete Bushido: „Wann hast du mich eigentlich das letzte Mal angerufen, nur um zu wissen, wie es mir so geht?“

Seite Mitte August wird bereits im Landgericht Moabit darüber verhandelt, welche Beziehung Clanchef Arafat Abou-Chaker mit dem bekannten Rapper über 14 Jahre lang verband. Waren sie Freunde, Geschäftspartner oder war es eine „Zwangsehe“, wie es Bushido darstellt? Als Bushido diese Beziehung, die ihn seiner Aussage nach bis zu neun Millionen Euro gekostet habe, auflösen wollte, kam es laut der Anklage zu versuchter schwerer räuberischer Erpressung, zu Freiheitsberaubung, Nötigung, Beleidigung – und auch zu Fällen von Untreue. Mitangeklagt sind Arafats Brüder Yasser, Rommel und Nasser Abou-Chaker.

Der Prozess wurde in den vergangenen Wochen mehrfach unterbrochen, unter anderem weil die Mutter der Brüder an Covid-19 erkrankte und starb – und vor zwei Wochen wurde Bushido, Nebenkläger im Verfahren, selbst positiv auf Corona getestet. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht“, sagt Richter Martin Mrosk nun, und Bushido entgegnet knapp: „Das glaube ich nicht.“ Er sei symptomfrei und fühle sich auch wieder fit. Im Gerichtssaal, der zu Beginn des Prozesses noch voll war und vor dessen Eingang damals Fans morgens um 6 Uhr anstanden, ist es am Mittwoch halbleer.

Erschienen in der Berliner Morgenpost, 12. 11. 2020