Merkel und Laschet in Bad Münstereifel

Merkel und Laschet

Sie sollen sich das einmal vorstellen wie eine Sandburg, sagt Elmar Mettke zu zwei Fernsehjournalistinnen des US-Senders ABC. „Wie eine Sandburg an der Nordsee.“ Obwohl Mettke ein auffallend schönes Englisch spricht, ist nicht klar, ob die beiden Frauen wissen, wie ein „sand castle at the north sea“ aussieht. Mettke fährt fort: „Wenn Sie neben dieser Sandburg während der Ebbe einen Graben ausheben und dann kommt die Flut, dann läuft dieser Graben erst voll und irgendwann…“ Er macht eine Pause, zeigt mit seinen beiden Händen den Graben in der Luft und deutet mit den Fingern an, wie etwas bröckelt. Die beiden Frauen nicken höflich. „Naja, die Burg stürzt dann einfach ins Wasser.“ Aber das wisse man hier eben noch nicht. „Die Wissenschaftler müssen jetzt herausfinden, ob der Ort Blessem so wie die Sandburg reagiert.“

Elmar Mettke ist eigentlich Anwalt. Dass er in dieser Woche auf der Brücke Journalisten aus aller Welt (darunter Dubai, Frankreich, Türkei und Indien), die Geschichte von der Sandburg im Graben erzählt, hat damit zu tun, dass er mit 16 Jahren der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes Erftstadt beigetreten ist. Und Erftstadt ist jetzt weltweit bekannt. Hier entstand am 15. Juli, vor eineinhalb Wochen, ein Foto, dass diesen Ort neben einer Kiesgrube in Nordrhein-Westfalen plötzlich in eine Reihe stellte mit Katastrophenregionen in Indonesien, Bangladesch und New Orleans. Dieses Bild sagt auch: Die Umweltkatastrophen haben die reichen Länder erreicht.

Das Wetter spielt verrückt, der Starkregen in Deutschland, Grund dieser Katastrophe, hat in den letzten zwanzig Jahren zugenommen. In Kanada wabert eine Hitzewelle, im Westen der USA gibt es erneut Waldbrände, China, Mitteleuropa, jetzt auch die Türkei versinken in den Fluten. Extremwetter wie diese werden in Zukunft häufiger vorkommen. Die aufgeheizte Atmosphäre verändert die Welt. Der Klimawandel ist da. Auch hier.

Auf dem Bild aus Erftstadt ist deutlich zu erkennen, wie aus der Kiesgrube ein reißender Fluss geworden ist, wie Häuser in der Mitte abbrechen und in braunen Fluten verschwinden. Auf anderen Fotos aus der Gegend hängen Autos in Bäumen, brechen Brücken durch, tauchen Autobahnen ab, stehen Menschen auf Häusern und rufen um Hilfe. Manche von ihnen haben das nicht mehr geschafft, in einigen Gegenden sind die Zimmer im ersten Stock innerhalb weniger Minuten so schnell voller Wasser gelaufen, das die Bewohner ertrinken. Ein Mann erzählt in eine Kamera, dass sein LKW innerhalb von fünf Minuten volllief. Mehr als 170 Menschenleben sind derzeit zu beklagen. Noch immer werden Menschen vermisst.

Am Ende dieser Woche ist dieses Land ein anderes. Als am Freitag 18 Uhr die Glocken in allen evangelischen Kirchen des Landes läuten, um an die Toten der Flut zu erinnern, da sind die ersten Bürger von Erftstadt-Blessem schon wieder in ihre Häuser eingezogen. Bedingung ist, dass sie 100 Meter oder weiter vom Rand des Erdrutsches entfernt wohnen und nicht näher an den Abgrund herangehen. Zwar leben sie ohne Strom und ohne fließend Wasser, aber es ist das was sie Zuhause nennen.

Spätestens beim Klang der Kirchenglocken im ganzen Land dämmert es vielleicht wirklich allen, dass es bei dieser Flut keine wirklich Unbeteiligten mehr gibt, dass diese Flut eben doch anders ist, dass sie das Leben aller Deutschen beeinflussen wird: Weil die Abstände kleiner werden, weil das Wort Jahrhundertflut eben nur einmal im Jahrhundert passt, weil sie Probleme im Warnsystem offengelegt hat, weil der Klimawandel endgültig Wahlkampfthema geworden für die kommende Bundestagswahl — und weil diese Wassermassen, die sich dort in Erftstadt-Blessem Bahn brachen, überall im Kontinent auftauchen können.

Zum Glück gibt es jemanden wie Elmar Mettke, der selbst bei dramatischen Momenten die Nerven behält. Mit seiner unterhaltsamen Art kann er einer weltweiten Klimakrise, die über einem Dorf einbricht, die Spitze nehmen, ohne dabei pietätlos zu werden. Mettke erzählt von einem Mann, der ihn am Abend des 15. Juli um Hilfe flehte. Mettke erzählt: „Seine Frau sei noch im Haus, mit Baby! Also bin ich zusammen mit anderen hin und wir konnten die Frau samt Kind retten, da sagt der Mann: ‚Aber mein Hund!‘ Ich holte den Hund aus dem Haus. Da sagt der Mann: ‚Und meine Katze?‘ In diesem Moment brach eine Mauer an der Seite des Hauses unter den Wassermassen zusammen.“ Mettke sagte dem Mann, dass sie jetzt so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone fliehen müssten. Die Zuhörer auf der Brücke lachen für einen Moment. Wie bestellt fährt ein Wagen des Tierschutzbundes aus dem Katastrophengebiet über die Brücke. Doch Mettke wird ernst: „Sehen Sie, so schnell kann es gehen, dass man einmal lacht…“

Alle Bürger in der Region verstehen diese Anspielung. Jeder hat vor einer Woche das Lachen des konservativen Kanzlerkandidaten gesehen, das genau neben dieser Brücke entstand. Armin Laschet stand hinter dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der gerade sein Beileid den Bürgern der Katastrophenregionen aussprach. Doch jemand machte im Hintergrund in der wartenden Gruppe mit Laschet einen Witz — und schon entstand der Moment, der manche Anwohner, die jahrelang in der CDU waren, zum Austritt trieb. Wie Laschet seine Zunge lachend hervor schiebt, das Bild wird in Jahresrückblicken eine Rolle spielen und dann noch einmal Menschen wütend machen. Diese Menschen, sie erzählen das an der Brücke und auch weiter weg in anderen Regionen mit zu viel Wasser in den Straßen.

„Ich bin kein Freund der Union“, sagt zum Beispiel Ralf Kaiser, ein Bewohner aus Blessem, „aber das hat den Menschen hier wirklich wehgetan.“ Kaiser ist am Montag dieser Woche 60 Jahre alt geworden. Er hatte eine Feier geplant mit seiner Familie, im Haus an der Erft. „Aber ich hatte noch Glück“, sagt er, „bei mir stand das Wasser nur im Erdgeschoss.“ Einige seiner Nachbarn haben gar kein Haus mehr, in das sie zurückkehren können. „Ich lade sie ein, dass sie erst einmal bei mir bleiben.“ Doch zurück zu Laschet: Kaiser sagt, wenn er zu einer Beerdigung gehe, dann ziehe man sich doch schwarze Kleidung an. „Wer sich dann nicht entsprechend benehmen kann, der hat keinen Schneid.“ Insgesamt aber fand Ralf Kaiser es gut, dass die Politiker sich auf den Weg in die Katastrophenregion gemacht haben. „Wir sind hier alle unter Schock“, sagt er, „wir wollen einfach wieder in unsere eigenen vier Wände.“

Es ist noch nicht klar, wie lange es dauern wird, bis die Dörfer und Städte, die vom Hochwasser zerstört wurden, wieder aufgebaut sind.

Diese Woche hat er wie viele Bürger von Blessem im Ville-Gymnasium im Nachbar-Ortsteil verbracht. Dort wurde in sehr kurzer Zeit eine Notunterkunft geschaffen, mit Hilfe des Roten Kreuzes, das rund um die Uhr für die Bürger da ist. In der Schulkantine gibt es kostenloses Essen, Tee und Kaffee. Im Raum daneben liegen Kleider bereit für die, die nichts mehr retten konnten. Doch, und das ist neu bei dieser Katastrophe, zum festen Stamm bei solchen Einsätzen zählt eine Gruppe von Seelsorgern. Sie setzen sich mit Menschen in einen Teil der Schule und sprechen darüber, wie ein Leben nach der Katastrophe aussehen kann. Einer erzählt, dass er fünf Minuten hatte, um das wichtigste zu greifen, bis die Fluten es verschluckten. Er hält dabei die Hand seines Sohnes, der wiederum die Pfote eines kleinen Kuschel-Tigers drückt und nach oben schaut, was die Erwachsenen da reden.

Karl Berger kann nicht in der Unterkunft sein. Er muss so nah wie möglich an sein Haus. Er geht also zu einem der Übergänge nach Blessem und steht zwischen Schränken und Bettwäsche, die zusammengeschoben und schmutzig am Straßenrand aufgebaut sind. Er schaut und redet. „Das längste, was ich bisher geschlafen habe“, sagt der 65-Jährige, „sind 3,5 Stunden.“ Er habe ein Wohnmobil und sonst könne er auch in das Gymnasium und habe zur Not auch Freude und Familie im Ort. „Aber man ist eben angespannt, wie das jetzt weitergeht mit dem Ort.“ Einige der Rettungskräfte hatten angedeutet, dass sie vielleicht gar nicht mehr in ihren Ort zurück dürfen. Zu unsicher, das Leben an einer Abbruchkante. „Das einzige, was mich wirklich freut“, sagt Berger, „ist, dass so viele füreinander da sind gerade.“

Das ist etwas, was man immer wieder hört an verschiedenen Stellen des Katastrophengebiets. Der Anwalt/Feuerwehr-Sprecher Elmar Mettke hat dazu auch eine Geschichte: Als er für einen kurzen Besuch in seine Kanzlei ging, lag dort ein Zettel auf dem Tisch, den seine Sekretärin geschrieben hatte. Er legte also einen dicken Filzstift über den Namen des Mandanten und fotografierte das Schreiben. Auf der Brücke zeigt er das Foto jedem Menschen, mit denen er redet. Auf dem Zettel steht in deutlicher Schreibschrfit: „X hat angerufen, er will seine Klage zurückziehen. Der Nachbar, den er angezeigt hat, hat ihm in der Flut geholfen.“

Ein paar Kilometer südlich von Erftstadt, in Bad Münstereifel, hängt ein ganz ähnlicher Zettel am Schaufenster des „Alt&Neu“ Ladens. Darauf steht mit rotem Filzstift: „Freunde, Fremde, ihr tollen Menschen! Danke für Eure Hilfe. Ich bin sprachlos. DANKE!“ Direkt neben dem Laden hat ein Nachbarrestaurant Getränkekisten aufgestapelt. Wasser, Cola, Brause, alles von Schlamm verdreckt, der langsam trocknet und abplatzt von den Plastikflaschen. „Zum Mitnehmen!“ hat jemand daneben geschrieben.

Thomas Krumbein steht vor dem Laden, der seiner Lebensgefährtin gehört, zusammen mit ihrem Bruder räumt er auf. „Nicht für die dort“, stellt er klar und zeigt auf Leute, die offensichtlich keine Bürger sind, „wir brauchen nicht noch mehr Fähnchenschwenker.“ Er meint Armin Laschet, aber es spielt auf ein seltsames Phänomen an, dass er in dieser Woche gesehen hat: Einwohner aus Nachbarstädten, die „nur einmal schauen wollen“. Das macht ihn schon wütend. Aber gegen einen Besuch von Angela Merkel und Laschet, der in dieser Woche in seiner Stadt stattfand, hat er im Grunde nichts. „Es bringt ja auch Aufmerksamkeit“, sagt er und lacht kurz, „ich wünschte nur, wir hätten noch etwas mehr aufräumen können, bevor sie kommt.“

Und wieder ist da dieser Moment, der eigentlich nicht sein darf, da stehen Menschen vor den Trümmern ihrer materiellen Existenz, man sieht ihnen an, dass sie sich anstrengen müssen um nicht die Nerven zu verlieren, sie sind müde und überfordert — und sie machen trotzdem einen kleinen Scherz. In solchen Momenten ist dann wieder der lachende Laschet mit anwesend. Doch der tut viel in dieser Woche, um das Bild zu zerstreuen vom vergangenen Wochenende.

Am Dienstag kommt er hierher, nach Bad Münstereifel. Zusammen mit der Kanzlerin geht er von Laden zu Laden, wird Menschen vorgestellt, die manchmal weinen, niemand lacht dann. Er trägt wie immer seine glänzenden Halbschuhe, Merkel ist für den Besuch passender gekleidet, mit hohen wasserdichten Wanderschuhen. Sie ist es auch, die von der Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian durch den Ort geführt wird. „Sie hätte mal früher hier sein sollen“, sagt einer der Bürger leise, als der Trupp vorbeistürzt. Auf Nachfrage sagt er, er meine nicht die Kanzlerin, sondern die Bürgermeisterin. „So lange hat sie sich bisher nicht blicken lassen.“

Seit der damalige Kanzler Schröder bei einer der vielen „Jahrhundertfluten“ der letzten Jahre sich in Stiefeln präsentierte, ist klar, dass sich in solchen Momenten Wahlen entscheiden können. Doch es ist längst keine leichte Aufgabe mehr, bei solch Ereignissen Gesicht zu zeigen. Medien registrieren noch genauer als früher jeden Schritt, jeder Fehltritt wird live gestreamt. So fällt es eben auf, dass Merkel bei jedem Besuch in einer neuen Stadt auch neue Sätze mitbringt für die Menschen dort. Laschet hingegen findet in jedem Ort fast identische Worte: „unbürokratische Hilfe“, die er verspricht und auch die „gute alte Sirene“, die man vielleicht wieder einmal testen solle.

Die Sirenen in Bad Münstereifel, sie wurden nicht benutzt. Das sagt Thomas Krumbein auch vorm Laden seiner Frau. „Es war so gegen Mittag um 12 Uhr“, sagt er, „doch die großen Wassermassen kamen erst am Abend, da wurde es sehr schnell immer mehr und obwohl es noch gar nicht tief war, wurde es schnell zu einem reißenden Fluss.“ Dann kamen die Hilferufe aus dem Haus gegenüber. Und die Straße runter noch weitere Hilferufe. „Es war gespenstisch.“ Dann wird er wütend: „Da gibt es keine dusseligen Ausreden, wir wurden einfach nicht ordentlich gewarnt.“ .

Noch ist nicht klar, ob das daran lag, dass der Strom ausgefallen war, aber im Laufe der Woche, als die Zahl der Toten nicht mehr anstieg, als auch die letzten Autos aus Kiesgruben geborgen wurden und zum Glück leer waren, schauten sich die Menschen um, was schief ging in der Warnung. Das seltsame: Je nachdem, wen man fragt, berichten sie unterschiedliches. Manche haben vor zwei Wochen vom Deutschen Wetterdienst gehört, dass mit Starkregen zu rechnen sei und ihre Keller ausgeräumt. Andere haben die Nina-App installiert und hatten sogar noch Zeit, Sandsäcke zu kaufen — auch in Bad Münstereifel. Das aber erzählen Betroffene nur, wenn man ihren Namen nicht schreibt, aber sie betonen, dass es eben nicht nur an der Warn-Infrastruktur liegt, sondern die Menschen noch lernen müssen, wann sie wie handeln. Vor allem: Wann es dringend ist.

Der Merkel-Laschet-Tross, der mit erstaunlich freundlichen Personenschützern durch Bad Münstereifel läuft, macht hin und wieder halt, meist spricht vor allem Merkel mit den Betroffenen. Einmal kämpft sich eine Anwohnerin zu ihr durch. Sie sagt nur: „Schön, dass Sie gekommen sind.“ Sie schüttelt die Hand der Kanzlerin, die sich darüber freut und trotzdem nicht zu sehr. Beherrscht ist wohl der passende Ausdruck für ihren Auftritt.

Nur eines funktioniert nicht und dass das so ist, erzählt dann doch viel vom Verhältnis „Politik zu Bürger“: Am Ende der Tour durch den Matsch, über kaputte Brücken und vorbei an zerborstenen Scheiben, stehen Merkel und Laschet dann nebeneinander und halten ihr Statements. In die Kameras. Sie wolle, sagt Merkel, „alles daran setzen, dass das Geld schnell zu den Menschen kommt“. Sie reden vom „Ausmaß der Zerstörung“ und Laschet sei sich im Klaren, dass an vor allem einen „sehr langen Atem“ brauche.

Direkt gegenüber stehen rund 15 Journalisten und schreiben mit. Fünf dürfen Fragen stellen, die mehr oder weniger kritisch sind. Doch wer sich aus diesem Pulk entfernt, merkt, die Lautsprecher von Laschet und Merkel sind nur direkt auf die Journalisten gerichtet. Es ist quasi ein Zwiegespräch zwischen erster und vierter Gewalt, mitten im Krisenort. Natürlich ist es im Internet gespeichert. Die Bürger sagen, dass sie es später auf YouTube nachhören mussten. Aber es macht einen Unterschied, zu wissen, dass keinen der Menschen im Hintergrund auch nur ein Wort der Politiker erreicht hat. Einmal ist deutlich zu hören, wie jemand ruft: „Lauter!“ Merkel geht darauf ein, entschuldigt sich, sie rede so laut sie könne.

Anruf am Freitag bei Thomas Krumbein in Bad Münstereifel. Der 51-Jährige hat die ganze Woche mit dem Schwager und seiner Frau weiter den Laden aufgeräumt, an dessen Schaufenster noch immer „Alt&Neu“ steht. „Der Fußboden ist komplett raus“, sagt er. „Jetzt bereiten wir alles für den Strom vor.“ Er war bei einer Ärztin, um sich die Tetanus-Impfung abzuholen. Nach der Flut kommt die Seuche, diese Regel gilt auch in Indonesien und in Bangladesch. In Deutschland greift zumindest ein Gesundheitssystem.

Das Video von Laschet und Merkel hat er inzwischen gesehen und darauf angesprochen wird er wütend. „Ja, ich war der, der ‚Lauter‘ gerufen hat!“ Er sei einfach enttäuscht gewesen, dass die Lautsprecher so leise eingestellt waren. „Und direkt vor der Pressekonferenz hat mich einer aus Merkels Team aus dem Bild geschickt.“ Wörtlich habe der Mann gesagt: „Sie müssen hier weg, Sie passen nicht ins Bild.“ Der Gipfel aber war Laschets Versicherung, die Politiker arbeiten auch in der Sommerpause. „Was denkt der denn, wie wir uns den Sommer vorgestellt haben? Hat der einmal die Leute gefragt, woher die kommen, die da überall anpacken? Das sind doch fast nur Freiwillige!“ Dann bricht seine Stimme.

Elmar Mettke aus Erftstadt hat am Freitag bessere Nachrichten. Sie haben die Autos bergen können aus der Kiesgrube. Es waren keine Leichen dabei. Noch am Montag, als er so anschaulich von der Sandburg erzählt hatte, war die ganze Zeit in seinem Kopf dieses Bild der Feuerwehrkollegen bei einer Rettung, wie sie von der Strömung mitgerissen wurden. Erst am Mittwoch habe er erfahren, dass sie überlebt haben. „Aus Erftstadt haben bisher alle überlebt“, sagt er und dann erzählt er von einer Beobachtung am Freitag und auch seine Stimme bricht: „Da waren zwei Mädchen, die haben Kuchen verkauft.“ Auf ihrem Schild stand: „Kuchen gegen Spende für die Flutopfer.“

 

Erschienen in der Berliner Zeitung, 23.7.2021.